Veronica Schömer
Fernstudium für die „innerliche Unabhängigkeit vom Auf und Ab der Luftfahrtbranche“
Veronika Schömer hat bereits zwei Mal an der HFH studieren – einmal Wirtschaftsingenieurwesen und anschließend Maschinenbau. Das alles hat sie geschafft, obwohl sie viel Verantwortung trägt: Als Mutter für ihre Kinder und als Pilotin für ihre Passagiere.
Veronica Schömer ist es gewohnt, auch unter Zeitdruck, Stress und Müdigkeit konzentriert und genau zu arbeiten. Das muss sie auch, denn als Pilotin trägt die 36-Jährige die Verantwortung, ihre Passagiere sicher zu ihren Zielen zu bringen – allen Unvorhersehbarkeiten und heiklen Wetterlagen zum Trotz.
Auch privat ist sie enorm gut organisiert. Gemeinsam mit ihrem Mann managt sie als Mutter zweier Kinder nicht nur die Erziehung, sondern verfolgt auch ihre eigenen Ziele konsequent.
Aktuell steht sie kurz davor, bereits ihr zweites Fernstudium erfolgreich zu beenden: Nach ihrem abgeschlossenen Bachelor in Wirtschaftsingenieurwesen studiert Sie derzeit berufsbegleitend an der HFH den Master Maschinenbau und hat kürzlich ihre Abschlussarbeit eingereicht.
Im Interview erzählt Veronica Schömer, warum sie sich zusätzlich zu ihrem herausfordernden Beruf und der Familienverantwortung den Wunsch eines Studiums erfüllt, wie sie sich dabei organisiert und worüber sie ihre Abschlussarbeiten geschrieben hat.
Frau Schömer, was sind die größten Herausforderungen in ihrem Beruf als Pilotin?
Der Luftraum wird immer voller, Verkehrsflieger, Transportflugzeuge, Freizeitflieger und auch Drohnen müssen sich den Luftraum heute teilen. Herausfordernd sind generell auch die häufig wechselnden Bedingungen in meinem Beruf:
Zum einen natürliche Dinge wie unvorhergesehene Wetteränderungen, aber auch die Tatsache, dass die Teams aus Piloten und Flugbegleitern immer wieder neu zusammengesetzt werden und sofort funktionieren müssen, ohne dass viel Zeit zum Kennenlernen bleibt.
Als Piloten haben wir die Verantwortung, unter diesen Bedingungen sowie bei Zeitdruck, Stress und Müdigkeit, etwa bei Nachtflügen, sehr genau arbeiten zu müssen – denn im Zweifel gibt es keine zweite Chance.
Das klingt nach enormer Verantwortung und ziemlich viel Stress. Trotzdem haben Sie sich entschieden, neben Beruf und Ihrer Familie zu studieren. Warum?
Ich habe vor allem aus persönlichem Interesse studiert – zudem dient das Studium als Backup für den Fall der Fluguntauglichkeit. Es gibt mir eine innerliche Unabhängigkeit und Distanz zum Auf und Ab in der Luftfahrtbranche.
Und warum haben Sie sich für ein Fernstudium an der HFH entschieden?
Zwischen dem Abschluss an der Flugschule und dem Arbeitsvertrag bei meinem heutigen Arbeitgeber lagen zwei Jahre. In dieser Zeit habe ich erst ein Praktikum gemacht und danach ein Studium in Wirtschaftsingenieurwesen/Maschinenbau an der RWTH Aachen angefangen, mit dem Start im Beruf aber unterbrochen.
Das Studium habe ich eineinhalb Jahre nach dem Jobeinstieg dann als Fernstudium an der HFH wieder aufgenommen, wobei meine Prüfungen aus Aachen weitgehend anerkannt wurden.
Das HFH-Fernstudium ist es deshalb geworden, weil sich ein Präsenzstudium nicht mit dem Schichtdienst vereinbaren lässt.
Außerdem hat die HFH ein Studienzentrum in Essen, wo ich damals gewohnt habe, und bot Präsenzveranstaltungen in Gelsenkirchen (Labore) und Hannover (Schwerpunktfächer) an. Das erschien mir logistisch gut machbar, zudem hatte ich von den Probe-Studienbriefen einen guten Eindruck.
Nachdem ich mit dem Bachelorstudium sehr zufrieden war, habe ich anschließend auch den Master an der HFH gemacht und vor kurzem meine Abschlussarbeit eingereicht.
Welche Schwerpunkte haben Sie gesetzt und worum ging es in ihren Abschlussarbeiten?
In der Bachelorarbeit ging es um die Frage, wie man aus Erfahrungen systematisch lernen kann, um Unfälle zu vermeiden. Ich habe mit einer Umfrage untersucht, wie Flugzeugbesatzungen ermutigt werden können, von sicherheitsrelevanten Erfahrungen zu berichten – oder was sie davon abhält.
In der Masterarbeit habe ich untersucht, für welche Flugzeugkomponenten sich das Verfahren der vorbeugenden Instandhaltung lohnt. Es bedeutet zunächst einen zusätzlichen Aufwand, hilft aber auch, spontane Defekte zu vermeiden. Das spart dann wiederum Kosten, erhöht die Sicherheit und steigert die Kundenzufriedenheit.
Wie haben Sie Beruf, Familie und Studium organisiert?
Fliegen gehe ich meistens nachts oder an Wochenenden. Studiert habe ich in der Regel an den Wochentagen, während mein Mann im Büro und meine Kinder in der Kita waren. Die Nachmittage, Abende und Wochenenden, an denen ich nicht gearbeitet habe, gehörten meiner Familie und dem Sport.
Zum Ende der Masterarbeit habe ich auch abends oder am Wochenende für das Studium gearbeitet. Die Blockseminare waren vergleichbar mit den Touren im Flugzeug, bei denen ich ja auch einige Tage weg bin. Mein Mann organisierte in der Zeit Kinder und Haushalt.
Empfehlen Sie das Studium an der HFH?
Ja, wer berufsbegleitend studieren möchte, dem empfehle ich die HFH. Das Fernstudium bietet hierfür die nötige Flexibilität. An der HFH ist das Studieren auch organisatorisch sehr flexibel – ich habe z. B. mein Studium absichtlich auf vier Jahre gestreckt, um meiner Familie nicht zu viel Zeit zu rauben.
Das war an der HFH leicht möglich. Zudem fand ich die Präsenzveranstaltungen, besonders die Labore, sehr spannend und habe durchweg engagierte Dozenten erlebt.
Was sind ihre Pläne mit dem abgeschlossenen Studium?
An meiner beruflichen Tätigkeit ändert es erst einmal nichts. Ich mag meinen Beruf als Pilotin zu gern, um ihn aufzugeben, daher kommt eher eine freiberufliche Tätigkeit in Frage als ein Wechsel.
Ich werde in den nächsten Jahren schauen, welche Herausforderungen sich mit Beruf und Familie vereinbaren lassen.
Worauf sollten Studienanfänger:innen achten?
Man sollte sich vorher überlegen, ob einen die Fächer des Studiums wirklich interessieren und reizen, sonst wird es vermutlich schwer sich über einen so langen Zeitraum zu motivieren.
Für die eigene Planung sollte man zunächst die Zeit, die man bereit ist, zu investieren, zusammenrechnen und mit der veranschlagten Zeit der HFH vergleichen.
Auf jeden Fall sollte man nicht vergessen, auch Freizeit und etwas Urlaub einzuplanen. Über mehrere Jahre jeden Urlaubstag für das Studium einzuplanen, kann aus meiner Sicht nicht funktionieren.
Auch die Unterstützung im eigenen Umfeld ist wichtig: Die oder der Partner:in sollte auch hinter dem Studium stehen – denn ohne dieses Verständnis und Unterstützung kann es nicht funktionieren.
Vielen Dank für Ihre Antworten!