Tobias Herrmann
„Ich möchte zwischen den Kulturen vermitteln“
Von der HFH an die Korea University (고려대학교): Interview mit HFH-Absolvent Tobias Herrmann – Bachelor Betriebswirtschaft (SGB)
Ist ein HFH-Fernstudium international anerkannt? Die Antwort lautet klar: ja! Das beweist der Karriereweg von Tobias Herrmann eindrucksvoll. Der 35-jährige Senior Support Specialist hat an der HFH einen Bachelor in Betriebswirtschaft (BWL für staatl. gepr. Betriebswirte) absolviert und studiert nun im Master „Management Information Systems (경영정보)“ im Bereich Business Administration an der Korea University (고려대학교), einer der renommiertesten Universitäten Südkoreas.
Hallo Herr Herrmann, Sie haben bereits Ihre Bachelorarbeit über Südkorea geschrieben. Was fasziniert Sie so an dem Thema?
Von meinen 15 Jahren im Beruf habe ich acht im Kundensupport gearbeitet. Dort hatte ich mit Kunden aus den verschiedensten Ländern zu tun. Viele Probleme entstehen aufgrund der unterschiedlichen Kulturen und Erwartungen. Weil ich diesen Einfluss der kulturellen Hintergründe auf die Geschäftswelt sehr spannend finde, lag es nahe, darüber meine Bachelorarbeit zu schreiben. Ganz konkret lautete das Thema: „Unternehmenskultur und Störungen in der Kultur durch nationale Unterschiede“.
Und warum haben Sie sich speziell mit Südkorea befasst?
Ich interessiere mich schon seit einigen Jahren für Asien, insbesondere für Südkorea, das sich in kurzer Zeit wirtschaftlich so stark entwickelt hat. Südkorea ist weltweit für Produkte aus dem Elektronikbereich bekannt. Für Technik und IT interessiere ich mich sowohl privat als auch beruflich. In meiner Heimatstadt Frankfurt gibt es außerdem viele koreanische Firmen.
Davon abgesehen muss ich auch ehrlich sagen, dass Koreanisch einfach eine sehr schöne Sprache ist. Leider bestehen jedoch überhaupt keine Gemeinsamkeiten mit dem Deutschen. Das macht das Lernen natürlich nicht gerade einfacher.
Wie haben Sie sich denn die nötigen Sprachkenntnisse angeeignet?
Nach dem Entschluss, mein Masterstudium im Ausland zu absolvieren und der Entscheidung für Südkorea, habe ich im Jahr 2017 die koreanische Schrift “Hangeul” und einige Phrasen in Koreanisch gelernt. Außerdem habe ich Kontakt mit in Deutschland lebenden Koreanern geknüpft. Mir war aber damals schon bewusst, dass ich in Korea leben muss, um die Sprache richtig zu erlernen.
Von 2017 bis 2019 habe ich die renommierte Yonsei Universität (연세대학교) in Südkorea besucht und dort an deren Sprachinstitut den kompletten Sprachkurs in Koreanisch, von Level 1 bis 6, absolviert. Inzwischen spreche ich Koreanisch auf dem Niveau B2.
Parallel zu meinem Sprachkurs in Südkorea habe ich mein Fernstudium an der HFH abgeschlossen und im Januar 2018 meinen Bachelor of Arts im Studiengang Bachelor BWL für staatl. gepr. Betriebswirte (B.A.) mit dem Studienschwerpunkt in Wirtschaftsinformatik erhalten.
Warum hatten Sie sich für ein Fernstudium entschieden?
Ich komme aus einer Arbeiterfamilie, deshalb war es für mich selbstverständlich, nach der Schule direkt in das Arbeitsleben zu starten. Nach meinem Realschulabschluss habe ich im Alter von 17 Jahren eine Ausbildung bei Walmart als “Kaufmann im Einzelhandel” begonnen. Über die Jahre konnte ich mich immer weiter qualifizieren, besonders in meinen Interessensschwerpunkten Wirtschaft und IT. Ich wünsche mir aber eine Stelle mit mehr Verantwortung. Ein Studium erhöht die Chancen auf einen Job im IT-Sektor enorm. Meinen Beruf und meine Karriere für einen Abschluss zu unterbrechen kam für mich jedoch nicht in Frage.
Wieso ist Ihre Wahl auf die HFH gefallen?
Beim berufsbegleitenden Studium konnte die HFH auf voller Linie Punkten. Die Studienmaterialien sind gut aufbereitet. Es gibt viele Studienzentren. Da ich meinen Abschluss als staatlich geprüfter Betriebswirt durch die Fachschule schon hatte, konnte ich einige Module anrechnen lassen, was die Dauer des Studiums auf zwei Jahre verkürzt hat und eine große Erleichterung war.
Was sind aus Ihrer Sicht die Vor- und Nachteile eines Fernstudiums?
Der Vorteil des Fernstudiums war, dass ich das gelernte Wissen direkt im praktischen Umfeld anwenden konnte. Zum Beispiel das Modul “Management komplexer Problemsituationen” war mir eine sehr große Hilfe im beruflichen Alltag. Da ich in einem Softwareunternehmen als „Senior Support Specialist“ gearbeitet habe, war mein Studienschwerpunkt in Wirtschaftsinformatik ebenfalls sehr nützlich und hat mir das Verständnis der komplexen Systeme erleichtert. Die Flexibilität des Fernstudiums habe ich auch sehr geschätzt. Besonders gut fand ich, dass die Seminare an der HFH am Wochenende stattfanden und keine Pflichtveranstaltungen waren.
Als Herausforderung sehe ich vor allem die Menge an Informationen, die es zu bewältigen gilt und das Zeitmanagement. Man benötigt viel Durchhaltevermögen, besonders nach einem langen Arbeitstag.
Wie verlief Ihre Studienzeit an der HFH?
Die Studienzeit an der HFH verlief für mich sehr positiv. Die Betreuung war super, die Materialien gut aufbereitet und die Dozent_innen und Professor_innen haben in den Seminaren den Inhalt der Studienhefte gut erklärt und waren für Fragen offen. Die Klassen waren nie überfüllt, was in einem Präsenzstudium mit riesigem Hörsaal und hunderten Studenten schon einmal unangenehm sein kann. Aus diesem Grund habe ich auch im Bekanntenkreis vielen das Studium an der HFH empfohlen.
Besonders in meinem speziellen Fall, das heißt für mein Studium in Südkorea und allen Fragen, die erst nach Abschluss meines HFH-Studiums anfielen, haben mich die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der HFH immer schnell, freundlich und kompetent unterstützt. Hierfür ein großes Lob!
Haben Sie Tipps für Fernstudierende?
Ich würde empfehlen, früh am Morgen zu lernen, da dann die Aufnahmefähigkeit am größten ist. Ich habe immer von 6 bis 8 Uhr morgens gelernt und abends den Stoff noch einmal locker wiederholt. Außerdem sollte man sich unbedingt mit den Kommilitoninnen und Kommilitonen und Studierenden in höheren Semestern austauschen.
Was wünschen Sie sich für Ihre berufliche Zukunft?
Von meinem Master in „Management Information Systems“ erhoffe ich mir in meiner Karriere noch mehr Flexibilität und mehr Chancen.
Nach meinem Abschluss möchte ich dann weiter in Südkorea bleiben, da ich auch die koreanische (Arbeits-)Kultur erleben möchte. Idealerweise finde ich einen Job bei einer koreanischen Firma, die Produkte nach Deutschland verkauft oder einer deutschen Firma, die ihre Produkte nach Südkorea liefert. Langfristig gesehen möchte ich aber wieder nach Deutschland zurückkehren und von hier aus zwischen den Kulturen vermitteln.
Vielen Dank für Ihre Antworten!