Stephanie Petry
„Ich habe mit 45 Jahren mein Fernstudium begonnen – und damit meine Selbstzweifel widerlegt“
Um sich ihren Traum zu erfüllen, geht Stephanie Petry einen langen Weg – den sie aber trotz Unsicherheiten mit Bravour meistert.
Ihren Bachelor Berufspädagogik hat sie mit Auszeichnung abgeschlossen, sie durfte bereits in einem angesehenen Fachbuch veröffentlichen und wurde für ihre starken Leistungen kürzlich mit dem Studienpreis des Bundesverbands der Fernstudienanbieter ausgezeichnet.
Inzwischen hat Stephanie Petry ihr Masterstudium begonnen und spielt sogar mit dem Gedanken, anschließend zu promovieren.
Dabei gab es Zeiten, in denen sich die ausgebildete Krankenschwester all das noch nicht mal im Ansatz vorstellen konnte: „Bevor ich angefangen habe, hätte ich nie gedacht, dass ich jemals studieren würde.“
Was sie so lange von einem Studium abhielt, wieso sie mit 45 Jahren dann doch noch den Sprung ins Fernstudium wagte und wie auch ihre Katzen davon profitieren, erzählt uns Stephanie Petry in diesem Interview.
Hallo, Frau Petry! Ich falle gleich mal mit der Tür ins Haus: Eine Ausbildung zur Krankenschwester, eine Ausbildung zur Operationstechnischen Assistenz (OTA), eine Weiterbildung zur Praxisanleiterin – sie haben viel erreicht! Wieso haben Sie sich entschieden, mit Mitte 40 ein Fernstudium aufzunehmen?
Ich habe mir damit einen Traum erfüllt. Schon während meiner Ausbildung zur Krankenschwester reifte in mir der Wunsch, als Lehrkraft in der Krankenpflege zu arbeiten. Das erschien mir aber lange Zeit unerreichbar. Ich hatte die Schule abgebrochen, weil ich mir noch nicht einmal das Abitur zugetraut habe – wie sollte ich da jemals Lehrkraft werden können?
Dass ich mich mit 45 dann ohne Abitur und trotz einiger Selbstzweifel getraut habe, ein Fernstudium zu beginnen, war die beste Entscheidung. Ich habe damit eine als sehr intensiv erlebte Persönlichkeitsentwicklung erfahren – und für mich ganz persönlich meine ursprünglichen Selbstzweifel widerlegt, ungeeignet für ein Studium zu sein.
Wieso hielten Sie sich denn für ungeeignet?
Ich habe schon seit der Schulzeit mit einem geringen Selbstbewusstsein zu kämpfen, was meine Leistungen betrifft.
Ich war die erste Person meiner Familie, die ein Gymnasium besuchte. Ich war sicher, das Abitur nicht zu schaffen. Meine Eltern hätten mich sicher gern unterstützt, konnten es aber aufgrund ihrer eigenen fehlenden Erfahrungen nicht ausreichend. Also verließ ich die Oberstufe nach der 11. Klasse, um eine Ausbildung zur Krankenschwester zu machen.
Die Selbstzweifel blieben aber. Trotz Feedback, dass immer alles gut läuft und ich gute Leistungen erbringe – es ist immer wieder eine Herausforderung für mich, an mich zu glauben.
Dabei haben Sie ja wirklich viele Erfolge vorzuweisen! Zwei Stipendien, ihre Bachelorarbeit erhielt das Gesamtprädikat „mit Auszeichnung“, ein Auszug einer ihrer Hausarbeiten wurde in ein Grundlagenwerk der OTA-Ausbildung aufgenommen und kürzlich erhielten Sie den Studienpreis des Bundesverbands der Fernstudienanbieter – eine beachtliche Bilanz!
Ja, das ist wirklich toll. Aber auch da waren immer wieder Momente des Zweifelns. Beispielsweise als der erste Studienbrief kam – ich hab wirklich gedacht, ich geb' auf.
Aber dann dachte ich: An der HFH hab ich ja diesen Probemonat. Ich hab vier Wochen Zeit, ich probier das jetzt mal, einfach weiterlesen! Dann hab ich mir die Übungsklausur angeschaut, die Wiederholungsfragen, immer wieder den Studienbrief – und rückblickend, mit mehr Informationen, machte der erste Brief dann auch Sinn.
Das hat mir eines gezeigt, das ich auch gern anderen mitgeben würde: Einfach mutig drauf los studieren. Es ist immer wieder eine Herausforderung. Aber egal, machen!
Ich konnte mir damit am Ende meinen lang gehegten Traum erfüllen: Lehrerin zu werden.
Apropos: Woher stammt denn dieser unbedingte Wunsch, als Lehrkraft zu arbeiten?
Ich denke, das hängt mit einer Lehrkraft zusammen, die ich in der Ausbildung hatte. Die war einfach ein totales Vorbild, ich fand den Unterricht so toll! Ich denke manchmal immer noch an diese Lehrkraft.
Außerdem habe ich mich in der Schule immer wohl gefühlt und lerne selbst sehr gern. Und ich bekomme oft Feedback, dass ich sehr gut erklären kann. Die Schule scheint einfach der Ort für mich zu sein.
Dass Sie gut erklären können, kommt auch Ihren Kommiliton:innen zugute – Sie haben sich für das Mentoring-Programm der HFH gemeldet. Warum? Und was genau machen Sie als Mentorin?
Ich fand es wirklich gut, als das Programm Anfang dieses Jahres gestartet wurde. Ich hatte früher schon gedacht, dass es so etwas geben müsste. Mir sind immer wieder Kommiliton:innen begegnet, die nicht so leicht ins Fernstudium fanden. Die haben dann in den ersten Semestern Sachen verplant und damit unnötig Zeit verloren.
So ein Fernstudium kann einen anfangs auch überfordern, nicht nur die Inhalte, auch die organisatorische Seite. Und es wäre ja so schade, wenn jemand deswegen sein Studium aufgibt.
Als Mentorin helfe ich genau da. Ich erkläre, wie der WebCampus funktioniert, wo man alle notwendigen Informationen bekommt, was komplexe Übungen sind, wie man sich zu Prüfungen anmeldet, wie man Module verschiebt, wie man sein Studium gut planen kann und so weiter.
Einfach alle Fragen, die man als Ersti in organisatorischen Dingen so hat.
Wie war es denn für Sie so als Ersti? Wie haben Sie das Fernstudium erlebt?
Als Ersti habe ich mich erst einmal quer durch den WebCampus geklickt. Der ist super gestaltet, man muss sich eben nur durchklicken und damit beschäftigen. Man bekommt ja am Anfang keinen fertigen Plan, sondern muss schauen „wo finde ich was?“
Das Studieren an sich mag ich sehr. Ich kann mir nicht vorstellen, nicht mehr zu studieren. Ich genieße das. Ich habe dabei viel über mich selbst gelernt, neue Skills im Bereich Lerntechniken und Zeitmanagement erworben und mir ein breites Wissen im Bereich Berufspädagogik angeeignet.
Und aus meiner ursprünglichen Aversion gegenüber dem Schreiben wissenschaftlicher Arbeiten ist inzwischen eine regelrechte Passion entstanden. Auch da sage ich mir: „Einfach erst mal todesmutig drauflosschreiben.“
Die Dinge "todesmutig" anzupacken, scheint ihr Erfolgsrezept zu sein! Haben Sie denn noch weitere Tipps für ein erfolgreiches Studium?
Ein gutes Zeitmanagement und auch mal neue Lernstrategien ausprobieren. Ich habe mir zum Beispiel hunderte Lernkarten erstellt. Die habe ich teilweise sogar von außen an die Duschwand gehängt, um die Inhalte beim Duschen endlich in den Kopf zu bekommen.
Für das Zeitmanagement hat mir eine App dabei geholfen herauszufinden, zu welchen Zeiten ich am besten lernen kann. Dadurch wird das schlechte Gewissen dann auch mal beruhigt, wenn man weiß, das ist jetzt einfach nicht meine Zeit zum Lernen. Durch das Monitoren der Lernzeiten lässt sich dann gut ein Lernplan erstellen.
Und meinen Auszubildenden sage ich immer: Ihr müsst lernen, die Sachen wiederzugeben! Nur den Text zu lesen, reicht nicht. Schafft euch ein Abfragesystem, doziert vor euch hin. Das habe ich auch gemacht. Und jetzt sind meine Katzen alle super schlau, die können alle einen Bachelor machen.
Würden Sie ihren Katzen denn auch die HFH empfehlen? Wieso haben Sie die HFH für Ihr Fernstudium gewählt?
Es war ja von Anfang an klar, dass ich nur neben dem Beruf studieren kann. Es musste also ein Fernstudium sein. Ich konnte mir aber auch nicht vorstellen, alles allein zu Hause zu machen, ohne Feedback von Dozenten:innen und ohne Kontakt zu Kommiliton:innen. Ich habe dann also recherchiert und an der HFH die perfekte Mischung aus Präsenz- und Fernstudium gefunden.
Man ist zeitlich und räumlich sehr flexibel, weil man eben allein zu Hause seine Studienbriefe durcharbeiten kann, aber auch die Option zu Präsenzveranstaltungen hat. Und es gibt immer die Studienzentren als persönliche Anlaufstelle. Und die sind bei der HFH weit verteilt.
Ich liebe es an der HFH, dass ich mich durch ganz Deutschland studieren kann. Man kann sich mit Kommiliton:innen ein großes Netzwerk aufbauen. Ich habe die unterschiedlichsten Leute und Orte kennen gelernt, seit ich an der HFH studiere.
Sie haben ja nun auch noch länger Gelegenheit dieses Netzwerk auszubauen. Im Juli haben sie den Master Berufspädagogik bei uns begonnen. Haben Sie noch weitere Pläne für die Zukunft?
Der Master geht jetzt schon gefühlt super schnell rum. Ich bin von mir selbst überrascht, dass ich all diese verschiedenen Stufen bisher meistern konnte. Und ich kann mir gar nicht vorstellen, dass das Studium kein Teil mehr meines Alltagslebens sein soll. Mir würde dieses hochschulische Lernen sehr fehlen, glaube ich.
Ich unterrichte drei Tage die Woche. Da wäre nach dem Master auf jeden Fall noch Zeit für anderes. Lerncoaching zum Beispiel. Sogar eine Promotion erscheint mir jetzt als Option. Es gibt viele Möglichkeiten. Mal schauen.
Zu guter Letzt: Gibt es etwas, dass Sie gern all jenen, die gerade noch überlegen, ob ein Fernstudium etwas für sie ist, mitgeben möchten?
Machen! Es ist immer eine Bereicherung. Und dabei ist es auch wurscht, wie alt man ist! Es lohnt sich immer – auf der persönlichen Ebene wie auch auf der beruflichen Ebene. Da soll man sich nichts anderes erzählen lassen.
Also: Einfach mutig drauf los studieren! Wirklich!
Starke Schlussworte! Vielen Dank, Frau Petry! Wir wünschen Ihnen viel Erfolg und alles Gute weiterhin!
Das Interview führte unsere Redakteurin Mareike Bock.
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