Isabell Paasch
Als dreifache Mutter in Höchstgeschwindigkeit zum Bachelor in Psychologie
HFH-Studentin Isabell Paasch lässt sich im Psychologie-Studium weder von einer weltweiten Pandemie noch von ihren drei Kindern aufhalten und gibt bereits nach fünf Semestern ihre Bachelorarbeit ab. Mit Ehrgeiz verfolgt sie ein großes Ziel: Psychotherapeutin werden.
Isabell Paasch ist 40 Jahre alt, Mutter von drei Kindern und war lange im Bereich Marketing und Projektmanagement tätig. 2018 trifft sie die Entscheidung für einen beruflichen Neustart als Psychotherapeutin und beginnt mit dem Bachelorstudium Psychologie an der HFH. Trotz der Herausforderung, das Muttersein und ihr Studium parallel zu bewältigen, schreibt sie Bestnoten und gibt ihre Bachelorarbeit bereits im fünften Semester ab.
Im Interview erzählt sie uns von Ihren Erfahrungen mit dem Psychologie-Fernstudium an der HFH, von ihren Lernstrategien, dem Lernen im Lockdown und ihrer Faszination für die menschliche Psyche.
Hallo Frau Paasch. Schön, dass Sie die Zeit für ein Interview gefunden haben. Wollen Sie mir zunächst etwas über Ihren beruflichen Werdegang erzählen?
Ich habe nach dem Realschulabschluss eine Ausbildung zur Speditionskauffrau absolviert und daraufhin im logistischen Bereich und im Marketing gearbeitet. Anschließend war ich als Projektmanagerin in einer Firma für Erneuerbare Energien tätig.
In den letzten zehn Jahren habe ich ein Pflegekind aufgenommen und zwei eigene Kinder bekommen. Bis zu Beginn meines HFH-Studiums habe ich dann ehrenamtlich in der Schule meiner Tochter Flüchtlingskinder in der deutschen Sprache unterrichtet.
Als Mutter von drei Kindern haben Sie bereits einen Vollzeitjob. Wie kam es zu der Entscheidung zusätzlich noch ein Studium zu absolvieren?
Vor einigen Jahren kam ich in eine schwierige Lebenssituation, die mich dazu führte, eine Psychotherapie zu beginnen. In dieser Zeit habe ich viel über mich selbst gelernt.
Mir wurde klar, dass ich mit meinem Schulabschluss und meinem beruflichen Werdegang hinter meinen Möglichkeiten geblieben bin und in mir wuchs der Wunsch, noch einmal eine ganz neue Richtung einzuschlagen.
Aus welchen Gründen haben Sie sich für das Fach Psychologie entschieden?
Während meiner Psychotherapie entwickelte ich mehr und mehr Interesse an der Funktionsweise der menschlichen Psyche. Der Gedanke, hinter die Fassade eines Menschen zu blicken faszinierte mich so sehr, dass es schließlich zu der Entscheidung kam, den langen Ausbildungsweg bis hin zur Psychotherapeutin zu gehen.
Für diesen Berufswunsch sind ein Bachelor- und Masterabschluss in Psychologie Voraussetzung.
Warum haben Sie das Fernstudium an der HFH einem Präsenzstudium vorgezogen?
Ein Fernstudium hat mir die notwendige Flexibilität geboten, die ich als Mutter von drei Kindern benötigt habe. Ich konnte lernen, wann und wie ich wollte und war nicht an feste Präsenztermine gebunden.
Darüber hinaus war ich trotz des Fernstudienkonzepts nie ganz auf mich alleine gestellt, da die HFH auch Präsenzveranstaltungen am Abend und am Wochenende anbietet. Dies ist nicht an jeder Fernhochschule der Fall und definitiv ein Vorteil der HFH.
Ein Teil Ihres Studiums war von den Auswirkungen der Corona Pandemie geprägt. Wie haben Sie Kinderbetreuung und Studium in dieser außergewöhnlichen Zeit unter einen Hut gebracht?
Kraftraubend war es, das gebe ich zu. Mit dem Großteil der Prüfungen war ich zu Beginn der Pandemie zum Glück schon durch, sodass hauptsächlich die Bachelorarbeit in den Zeitraum des Lockdowns fiel.
Da meine Kinder die ganze Zeit mit mir Zuhause waren, beschult und natürlich auch versorgt werden mussten, habe ich hauptsächlich früh morgens oder in der Nacht gearbeitet – manchmal musste auch die ganze Nacht dran glauben. Nach der Fertigstellung der Bachelorarbeit dauerte es tatsächlich ein paar Wochen, bis ich mich von dieser Zeit erholt habe.
Ihre Prüfungen absolvierten Sie mit Bestnoten. Hatten Sie in Ihrem Studium eine besondere Lernstrategie?
Ich habe einfach jeden Tag konsequent gelernt. Dabei habe ich mich insbesondere auf die Studienbriefe fokussiert. Für die Statistikprüfungen habe ich ergänzend dazu Altklausuren genutzt und die Aufgaben darin so oft gerechnet, bis ich sie quasi auswendig konnte.
Diese Taktik ging auf, ich habe beim ersten Mal bestanden. Statistik kann ein Angstfach sein, rückwirkend möchte ich aber allen Studierenden Mut machen: Es war gar nicht so schlimm!
Wie ist es Ihnen trotz des Fernstudienkonzepts gelungen, Kontakt zu Ihren Kommilitoninnen und Kommilitonen zu knüpfen?
Außerhalb der Pandemie bietet die HFH ja den Vorteil, dass in den jeweiligen Studienzentren Präsenzveranstaltungen stattfinden. So lernt man schon zu Beginn des Studiums viele Kommilitonen kennen. Gleich im ersten Semester haben wir eine WhatsApp-Gruppe unseres Studienzentrums gegründet.
Später erfuhr ich noch von einer WhatsApp-Gruppe, welche aus den HFH-Psychologiestudierenden deutschlandweit bestand. So hatte ich Kontakt zu über 250 Kommilitonen. Wir haben uns in der Gruppe viel gegenseitig geholfen, irgendwer wusste immer eine Lösung für ein Problem, kam an notwendige Literatur oder fand aufbauende Worte für jemanden mit Sorgen.
Ich kann nur allen Studienanfängern empfehlen einmal in den Foren des WebCampus zu stöbern, hier ergibt sich oft die Möglichkeit solche WhatsApp Gruppen zu gründen oder in bestehende Gruppen aufgenommen zu werden. Darüber hinaus gibt es auch immer die Möglichkeit sich in den Online-Seminaren mit Studierenden und Dozenten auszutauschen.
Sie haben Ihre Bachelorarbeit zu dem Thema „Hochsensibilität und Trauma“ geschrieben. Was war das zentrale Ergebnis Ihrer Arbeit?
In meiner Bachelorarbeit wollte ich die Hypothese überprüfen, dass Hochsensibilität eher eine Traumafolgestörung als ein angeborenes Temperamentsmerkmal ist. Als Ergebnis hat sich gezeigt, dass ein Großteil der Probanden, die an meiner Umfrage teilnahmen, tatsächlich die Kriterien für eine Entwicklungstraumastörung erfüllt.
Ob zuerst das Trauma oder zuerst die Hochsensibilität da waren, ist aber nach wie vor eine offene Frage. Obwohl ich das „Henne-Ei-Problem“ somit nicht lösen konnte, bin ich der Meinung, dass sowohl Hochsensibilität als auch Traumata psychotherapeutisch behandlungsbedürftig sind.
Ich verstehe aber, dass es vielen Betroffene reicht, einen Namen für ihre Gefühle zu haben und sie mit der Bezeichnung „hochsensibel“ besser umgehen können als mit dem Titel „traumatisiert“. Schließlich kann die Arbeit an einem Entwicklungstrauma mit viel Wut und Trauer verbunden sein, dem kann und möchte sich natürlich nicht jeder stellen.
Möchten Sie den Studienanfänger:innen an der HFH abschließend noch einen Rat mitgeben?
Ein Fernstudium ist gut machbar, wenn man sich jeden Tag Zeit für das Lernen oder das Schreiben von Hausarbeiten einplant. Es erfordert einfach konsequente Disziplin, ohne die geht es nicht. Der Studienablauf im Fach Psychologie ist schon sehr sinnvoll aufgebaut, an diesen würde ich mich halten, um die notwendigen Kompetenzen für die darauffolgenden Module mitzubringen.
Am Ende müssen die Studenten in unserem Fach eine empirische Bachelorarbeit schreiben. Dieser Tatsache sollte man sich am besten von Anfang an bewusst sein, umso ernster nimmt man auch die methodischen Module.
Vielen Dank für Ihre Antworten!