Bettina Mandel
Mit der HFH im Rucksack auf Weltreise
Der Wunsch, auf Weltreise zu gehen, bestand schon lange. Dabei ist Bettina Mandel bereits vorher gut in der Welt rumgekommen. 34 Länder hat die Weltenbummlerin besucht, bevor sie in ihr Abenteuer „Weltreise“ startete.
Auf ihrem Reiseblog Betti-büxt-aus.com berichtet sie von ihren Stationen, liefert traumhafte Bilder und gibt hilfreiche Tipps zur Planung einer Weltreise. Im Interview erzählt die 29-Jährige, wie sich ein Studium in einen längeren Auslandsaufenthalt integrieren lässt und wie sie Prüfungen im Ausland ablegt.
Hallo Frau Mandel, in Ihrem Fall bekommt der Begriff Fernstudium eine ganz neue Bedeutung. Seit drei Monaten sind Sie auf Weltreise. Das Fernstudium an der HFH haben Sie einfach mit in die Koffer gepackt. Wie gut lässt sich Ihr Fernstudium in Ihre Weltreise integrieren?
Zugegeben, es ist nicht gerade leicht, das Studium in den Fokus zu rücken. Es gibt natürlich wahnsinnig viele spannende Dinge, die ich während meiner Reise erleben kann. Ich muss daher versuchen, vor den Klausuren eine Art Alltag herzustellen. Vor der letzten Klausur hatte ich beispielsweise zwei Wochen als Volunteer gearbeitet und dadurch einen geregelten Tagesablauf, ähnlich wie zu Hause auch. In der letzten Woche vor der Prüfung bin ich schließlich in eine ruhige Unterkunft gezogen, in der ich herzliche Gastgeber und auch einen Arbeitsplatz hatte.
Wieso absolvieren Sie das Fernstudium gerade zu diesem Zeitpunkt, also während Ihrer Weltreise?
Ich möchte mich beruflich verändern. Der wichtigste Schritt dorthin ist ein BWL-Studium. Damit wollte ich nicht bis nach meiner Rückkehr warten, weil ich zu diesem Zeitpunkt auch noch nicht sagen kann, wann das genau sein wird. Bisher habe ich im öffentlichen Dienst gearbeitet, und das schon seit meiner Ausbildung zur Verwaltungsfachangestellten.
Auf der anderen Seite ist da aber eben noch meine größte Leidenschaft, das Reisen. Eine passende Gelegenheit für so etwas Großes wie eine Weltreise bietet sich natürlich nicht ständig im Leben. Für mich war der geplante Wechsel der ideale Zeitpunkt. Dank Fernstudium musste ich nicht erst warten, bis ich das Studium abgeschlossen habe. Und noch ein Vorteil: Mit dem Studentenstatus erhalte ich ab und zu Vergünstigungen, wie bei der Auslandskrankenversicherung oder bei manchen Eintritten.
Wie haben Sie sich konkret auf Ihr Fernstudium im Ausland vorbereitet?
Vor einem Jahr hatte ich ein Gespräch mit der Leitung meines Studienzentrums. Wir sind gemeinsam alle Klausuren und Arbeiten durchgegangen und haben überlegt, was ich vorziehen sollte und was ich auch im Ausland gut absolvieren könnte. Nachdem ich die Gewissheit hatte, dass es machbar sein würde, buchte ich meinen Flug nach Santiago de Chile.
Wichtig war dann nur, dass ich alle Komplexen Übungen noch in Deutschland ablegte. Das ist das Einzige, was von unterwegs nicht möglich ist. Die Präsenzveranstaltungen für meinen Schwerpunkt hatte ich ebenfalls im Herbstsemester 2017 besucht.
Und wie kann man sich so eine Prüfung im Ausland vorstellen?
Meine erste und bisher einzige Prüfung habe ich in Arequipa in Peru geschrieben. Im Vorfeld musste ich mir zunächst eine Einrichtung suchen, die eine Prüfungsaufsicht gewährleisten kann. Etwa drei Monate vorher schrieb ich eine E-Mail an das Konsulat in Arequipa. Im Januar erhielt ich dann einen Kontakt. Beim Instituto Cultural Peruano Alemán, einem zertifizierten Prüfungsort des Goethe-Instituts, war ich schließlich richtig.
Ich teilte der HFH die Person mit, die mir zur Verfügung stehen würde und die HFH übermittelte daraufhin die Prüfungsunterlagen nach Peru. Alles funktionierte sehr unkompliziert. Ich musste lediglich für die Versandkosten der Prüfung nach Hamburg aufkommen. Aktuell bin ich dabei, einen Prüfungsort in Kolumbien ausfindig zu machen. Auch hier scheint es zu klappen, ich habe schon einen ersten Kontakt herstellen können.
Wie funktioniert das Lernen?
Ich bin nun seit über drei Monaten unterwegs. Der erste Monat war auf jeden Fall zu 100 Prozent dem Reisen gewidmet, nach all den Prüfungen und Komplexen Übungen zum Ende des Jahres. Im zweiten Monat besuchte ich eine Sprachschule, um die Basics in Spanisch zu lernen. Erst danach fing ich wieder an mich mit meinem Studium auseinanderzusetzen.
Ich musste in Südamerika erst einmal einen Copyshop finden, der in der Lage war, meine Studienbriefe auszudrucken. 300 Seiten auf einmal schien ein Riesenauftrag zu sein, der einige Male abgelehnt wurde. Wie zu Hause auch, habe ich mich dann mit den Studienbriefen und alten Klausuren vorbereitet. Auch wenn ich nur mit leichtem Rucksack unterwegs bin, ist mein Laptop natürlich mit im Gepäck. Die Studienbriefe habe ich so alle elektronisch greifbar.
Was denken Sie, was wird in Ihrem Fall die größte Herausforderung während des Fernstudiums sein?
Vermutlich wird die erste wissenschaftliche Arbeit hier am schwierigsten für mich. So richtig weiß ich noch nicht, wie ich beispielsweise an genügend Literatur gelangen werde. Ich kann schließlich nicht mal eben in Würzburg in die Universitätsbibliothek, um mir Bücher zu leihen.
Die Abschlussarbeit planen Sie also auch noch während Ihrer Reise ein? In welche Richtung könnte diese thematisch gehen?
Ich hoffe sehr, dass es sich verwirklichen lässt, zumindest habe ich das so eingeplant. Eigentlich möchte ich nach der Weltreise direkt in meinen neuen Job starten.
Ein genaues Thema habe ich noch nicht, aber ich könnte mir etwas in Richtung Tourismus und Influencer-Marketing vorstellen. Mal sehen.
Vor Ihrem BWL-Studium haben Sie bereits drei Zertifikatsmodule an der HFH absolviert. Wie kam es dazu und wie waren Ihre Erfahrungen damit?
Vor dem Regelstudium an der HFH hatte ich bereits ein Abendstudium zur Betriebswirtin an der Verwaltungs- und Wirtschaftsakademie (VWA) abgeschlossen. Um das Studium an der HFH zu verkürzen, habe ich neben der VWA je ein Zertifikatsmodul pro Semester belegt. Ich fand es eine gute Möglichkeit, um die HFH und das Konzept Fernstudium kennenzulernen. Bei der Auswahl der einzelnen Module habe ich mich auf die Empfehlungen der HFH verlassen.
Sie befinden sich am Anfang Ihrer Weltreise. Was haben Sie noch alles vor und wie sieht Ihr nächstes Ziel aus?
Als nächstes Ziel folgt Ecuador. Dort war ich zwar bereits vor zwei Jahren, aber ich möchte mir diesmal über meinen dreißigsten Geburtstag den Traum erfüllen, die Galapagos-Inseln zu besuchen. Seit dem Startschuss im Dezember 2017 war ich in Chile, kurze Zeit in Argentinien, in Bolivien und aktuell eben in Peru.
Danach zieht es mich gen Norden bis Mexiko, dann vermutlich zurück nach Südamerika – Brasilien und Uruguay reizen mich schon sehr. Von dort geht es nach Afrika über Australien und Neuseeland nach Südost- und Zentralasien. Als letztes Land vor der Heimreise habe ich Georgien im Kopf. Ich bin selbst gespannt, wie es tatsächlich kommen wird.
Das Ende habe ich mir aber ganz bewusst offen gelassen. Einmal ohne Rückflugticket zu verreisen ist ein unbeschreibliches Freiheitsgefühl. Ich schätze grob, dass ich noch ca. 1 ½ Jahre unterwegs sein werde, bis ich die Weltkugel umrundet habe. Natürlich ist es eine finanzielle Frage oder auch mein Bauchgefühl, das mir möglicherweise irgendwann sagt, es ist genug jetzt.
Wie sehen Ihre Pläne für die Zeit nach Ihrer Rückkehr aus?
Ich möchte schnell eine Stelle finden, bei der ich mein Studium einbringen kann. Sicherlich würde mir die Tourismus- oder Eventbranche gut gefallen. Wenn sich unterwegs etwas ergeben sollte, könnte ich mir aber auch durchaus vorstellen, im Ausland zu arbeiten.
Was würden Sie Studienanfängern raten?
Für diejenigen, die auf Weltreise gehen möchten: Macht es! Zuhause müssen wohl die meisten neben der Vollzeitstelle lernen. Hier muss man sich eben zwischen all den Abenteuern mal hinsetzen und besonders vor den Klausuren ruhiger werden. Danach kann es aber wieder mit Vollgas weitergehen. Keine schlechte Alternative, wie ich finde.
Auch wenn der Weg lang erscheint, die Semester verfliegen regelrecht. Zum Ausprobieren, ob man mit dem Selbststudium zurechtkommt, ist ein Zertifikatsmodul im Vorfeld eine gute Möglichkeit.
Grundsätzlich sollten wir Lust darauf haben, die Möglichkeiten zu nutzen, die uns moderne Bildungssysteme und Medien heutzutage bieten. Ich habe hier oft Staunen erlebt, dass zum einen das Reisen um die Welt und zum anderen dabei auch noch ein Studium möglich ist. Beides bereichert ungemein. Wir sollten es nutzen – ein Leben lang.