Wenn ihr in den Ablaufplänen unserer Studiengänge stöbert, seid ihr vielleicht schon über den Begriff der komplexen Übung (KÜ) gestolpert und fragt euch, was das eigentlich genau ist. Was kommt da auf euch zu, wenn euch im Fernstudium eine Prüfung als komplexe Übung angeboten wird? Wir wollen heute ein wenig Licht ins Dunkel bringen.
Kurz zusammengefasst: Bei komplexen Übungen bearbeitet ihr – abhängig vom Studiengang bzw. vom konkreten Modul – allein oder in kleinen Gruppen eine vorgegebene Aufgabenstellung. Dabei werdet ihr von unseren Lehrbeauftragten angeleitet, die für das jeweilige Modul am Studienzentrum zuständig sind.
Methodische und soziale Kompetenzen beweisen
Ihr sollt in komplexen Übungen vor allem beweisen, dass ihr methodische, soziale und personale Kompetenzen zur Lösung der entsprechenden Aufgaben einsetzen könnt. Diese Art von Kompetenzen lassen sich nämlich nur begrenzt durch eine Klausur oder wissenschaftliche Hausarbeit überprüfen. Es geht also vor allem um die Anwendung bzw. Umsetzung des erworbenen Wissens.
Die KÜs werden an der HFH entweder als Studienleistung (Bewertung mit bestanden/nicht bestanden) oder als Prüfungsleistung (Bewertung mit einer konkreten Note) angeboten. Sie finden häufig vor Ort in den Studienzentren, aber auch online statt – gerade in Zeiten der Pandemie haben wir hier natürlich umdisponiert.
Komplexe Übung können vielfältige Formen annehmen...
- Fallstudien, Planspiele, Simulationen, Rollenspiele
- Planung von Projekten
- Entwicklung und Präsentation von Konzepten
- Konzipieren bzw. Durchführen von Unterrichtseinheiten
- Gestalten und Präsentieren wissenschaftlicher Poster
- Exkursionen und deren Protokollierung
- Konzipieren von Businessplänen
- Bearbeiten berufsrelevanter Problemstellungen und Präsentation der Lösungen
- Erstellen von Behandlungsplänen, Programmieraufgaben
- Konzeption bzw. Durchführung und Auswertung von empirischen Erhebungen
Einige konkrete Beispiele gefällig? Et voila…
In unserem MBA General Management und im Master Management im Gesundheitswesen agiert ihr in eurem Team als "Change Agents".
Im einem zweitägigen Planspiel wird eine Organisation im Wandel simuliert, wobei ihr die Prinzipien des Change Managements kennenlernt und anwendet. Ihr begleitet als Beraterteam die Mitglieder der Organisation durch sämtliche Phasen des Veränderungsprozesses und gestaltet den Wandel durch gezielte Maßnahmen.
Ihr trainiert im Planspiel Entscheidungsfindungen unter Unsicherheit, unter Zeitdruck, unter Berücksichtigung begrenzter Ressourcen und ihr müsst euch im Team auf eine gemeinsame Lösung verständigen.
Hier sind vor allem Methoden- und Sozialkompetenzen, aber auch entsprechendes theoretisches Hintergrundwissen gefordert, um die richtigen Maßnahmen zum richtigen Zeitpunkt auszuwählen.
Die Auswirkungen eurer Maßnahmen werden simuliert und ihr plant daraufhin die nächsten Schritte. Ziel ist es, alle Mitglieder der Organisation beim Wandel mitzunehmen – dabei gibt es erfahrungsgemäß und wie „im echten Leben“ auch den einen oder anderen Rückschlag, mit dem ihr im Team umgehen müsst.
Umgang mit Konflikten als Mittelpunkt vieler komplexer Übungen
In verschiedenen Bachelorstudiengängen (z. B. Betriebswirtschaft, Gesundheits- und Sozialmanagement, Pflegemanagement) steht im Rahmen einer komplexen Übung der Umgang mit Konflikten im Mittelpunkt.
Die komplexe Übung ist als praktische Trainingsphase mit Rollenspielen und Gruppenübungen konzipiert. Durch Rollenspiele soll eure Wahrnehmung für ein bestimmtes Problem gefördert werden.
Kernpunkt ist dabei die Reflexion über die unterschiedlichen Perspektiven bei der Analyse und Bewertung bestimmter Probleme. Bei den Übungseinheiten geht es primär um den Erwerb von Methodenkompetenz.
Der inhaltliche Schwerpunkt liegt auf dem Kennenlernen und Ausprobieren der Methodik für Konfliktgespräche im beruflichen Kontext. Ihr übt euch also darin, Konflikte systematisch zu analysieren sowie Konfliktgespräche vorzubereiten und durchzuführen.
Komplexe Übungen zum Thema Wissensmanagement
Im Master Maschinenbau und im MBA General Management untersucht ihr mithilfe eines zur Verfügung gestellten Fragebogens den Umgang mit der Ressource Wissen in dem Unternehmen, in dem ihr aktuell beschäftigt seid.
Aufbauend auf euren Ergebnissen entwickelt ihr Optimierungsansätze zum Umgang mit Wissen im betreffenden Unternehmen und orientiert euch dabei an den einzelnen Wissensmanagementphasen. Ihr stellt eure Ergebnisse der Gesamtgruppe vor und diskutiert sie gemeinsam mit den Lehrbeauftragten und Mitstudierenden.
Angewandtes Projektmanagement als komplexe Übung
In den Bachelorstudiengängen der Fachbereiche Wirtschaft & Recht sowie Technik plant ihr in einer Kleingruppe im Modul Projektmanagement ein mittleres oder größeres Projekt aus Sicht der Projektleitung.
Dabei habt ihr verschiedene Aufgaben zu bearbeiten. Ihr erstellt z. B. einen Projektsteckbrief, legt die Projektorganisation fest, definiert Projektphasen und Meilensteine, oder erarbeitet einen Projektstrukturplan sowie einen Kostenplan.
Medienpädagogische komplexe Übung: Erstellen von Lehr-/Lerneinheiten
Im Bachelorstudiengang Berufspädagogik erstellt ihr in der komplexen Übung zum Modul Medienpädagogik eine Lehr-Lerneinheit mithilfe digitaler Medien – für ein Thema und eine Zielgruppe eurer Wahl.
Der Fokus der komplexen Übung liegt dabei auf der Erweiterung eurer Kompetenzen zur Nutzung digitaler Medien zur Unterrichtsgestaltung, d.h. auf dem Erstellen des Materials und der Überprüfung der Einsetzbarkeit.
Ihr seht – unsere komplexen Übungen sind möglichst nah an eurer (zukünftigen) Berufspraxis ausgerichtet, um euch bestmöglich auf Anforderungen in eurem Berufsfeld vorzubereiten.