Orientierungswissen

Intrapreneurship einfach erklärt

Vertr.-Prof. Dr. rer. pol. Christian Boris Brunner / Prof. Dr. iur. Birgit Schröder / Thomas Graf
Vier junge Menschen stehen beisammen und diskutieren

Entrepreneurship, oder zu Deutsch: „Unternehmertum“, ist wohl den meisten als Begriff bekannt – aber wer kann mit Intrapreneurship etwas anfangen?

Das Wort setzt sich aus den englischen Begriffen Intracorporate und Entrepreneurship zusammen – Intrapreneure werden auch oft als die „Unternehmer:innen im Unternehmen“ bezeichnet.

Die Idee dahinter ist, dass Mitarbeitende unternehmerisch denken und handeln und ihre Ideen relativ frei verfolgen und umsetzen können – und das, obwohl sie nicht selbstständig, sondern in einem Unternehmen als Angestellte beschäftigt sind.

Das hat kann für beide Seiten große Vorteile haben. Wir stellen diese hier vor und erklären, wie man „Intrapreneur“ werden kann.
 

Intrapreneur als Leitbild des MBA-Studiums 

Der Intrapreneur ist das zentrale Leitbild des MBA-Studiums „General Management“ an der HFH.

Im MBA-Fernstudium lernen Studierende, was Entrepreneurship ausmacht, und wie sie unternehmerisches Denken und Handeln schließlich als Intrapreneure in ihr Unternehmen einbringen und erfolgreich anwenden können.
 

Expertenwissen mit Managementkompetenzen kombinieren

Wer in seinem Unternehmen in einer Fachabteilung oder in einem speziellen Themenbereich längerfristig erfolgreich ist, kann früher oder später die Chance sehen, Leitungsaufgaben zu übernehmen und in eine Management-Position aufzusteigen.

In diesen leitenden Positionen ist es dann aber häufig nicht mehr nur das fachliche Expertenwissen, das zählt – vielmehr sind dann Management-Kompetenzen und Führungsfähigkeiten gefragt.

Es geht also darum, unternehmerisches Denken zu entwickeln, die eigenen Führungsfähigkeiten zu optimieren und im Idealfall eine „Gründerpersönlichkeit“ zu werden.

Deshalb sind MBA-Studierende häufig Fachleute wie z. B. Ingenieure, Gesundheitsexperten oder BWLer, die eine Leadership-Rolle übernehmen und das praxisnahe Managementwissen in ihrem beruflichen Umfeld umsetzen wollen.
 

Innovationen managen und Veränderungsprozesse steuern

Mit den Schwerpunkten Innovationsmanagement und Change Management legt der MBA der HFH den Fokus auf zwei Managementdisziplinen, die Intrapreneure heute unbedingt beherrschen müssen.

Das Unternehmensmanagement und ihre Protagonisten, die Intrapreneure, sind verantwortlich dafür, das Unternehmen weiterzuentwickeln und nach vorn zu bringen. Dafür braucht es Innovationen – und diese wiederum müssen gekonnt und klug gemanagt werden.

Das Innovationsmanagement kommt deshalb überall dort ins Spiel, wo es darum geht, neue Produkte und Dienstleistungen zu entwickeln, Prozesse und Abläufe zu verbessern oder auch die gesamte Struktur eines Unternehmens zu optimieren. Das Unternehmen muss zukunftsfähig gemacht werden, um auch morgen am Markt erfolgreich agieren zu können.

Eng damit verbunden ist das Change Management – denn Innovationen und neue Ideen bedeuten zwangsläufig Veränderung. Und diese Veränderungsprozesse wollen und müssen gut gesteuert werden, damit es nicht bei den reinen Ideen bleibt, sondern diese auch umgesetzt und erfolgreich am Markt etabliert werden.
 

Intrapreneur:in werden – das sind die Vorteile

Intrapreneurship verknüpft Sicherheit und Freiheit. Das meint zum einen die wirtschaftliche Sicherheit eines Mitarbeitenden im Angestelltenverhältnis – und zugleich die Freiheit, im Betrieb unternehmerisch denken und handeln zu können.

Selbstständige Entrepreneure hingegen tragen selbst das volle unternehmerische Risiko. Ein Intrapreneur hingegen agiert zwar als Unternehmer im Unternehmen, bleibt aber dennoch ein „klassischer Mitarbeitender“ – ohne eigenes wirtschaftliches Risiko aber mit den Segnungen des deutschen Arbeitsrechts.

Aber auch die Unternehmen selbst haben entscheidende Vorteile, wenn sie eine Unternehmenskultur etablieren, die Intrapreneurship zulässt und fördert:

  • Innovationen und Trends können schneller erfasst und nutzbar gemacht werden
  • Wenn diese „Schätze“ im eigenen Unternehmen gehoben werden, spart das Kosten
  • Die Arbeitszufriedenheit bei Mitarbeitenden und ihre emotionale Bindung zum Unternehmen können steigen, wenn sie selbst an Innovationen und deren Umsetzung aktiv mitwirken
  • Mit besseren Entwicklungsmöglichkeiten für Beschäftigte steigt auch die Attraktivität als Arbeitgebermarke für neue Bewerber:innen; so kann das Unternehmen zu einer starken Employer Brand werden
  • Höhere Mitarbeiterzufriedenheit und emotionale Bindung an das Unternehmen tragen letztlich zur Steigerung von Umsätzen und Gewinnen bei


Die Etablierung von Intrapreneurship

Zu bedenken ist, dass eine Unternehmenskultur Innovationen überhaupt erst einmal möglich machen muss – dazu müssen geeignete Rahmenbedingungen existieren oder geschaffen werden.

Diese Rahmenbedingungen sind eng mit der Unternehmenskultur verknüpft. Sie müssen Mitarbeitenden ermöglichen, neue Ideen zu entwickeln, sie aus einer intrinsischen Motivation heraus umzusetzen – und trotzdem loyal gegenüber dem Unternehmen zu bleiben. Die Kultur in einem Unternehmen muss es daher zulassen, dass Innovationen entstehen und diese wertschätzen.

Flache Hierarchien können sich hier ebenso eignen wie zum Beispiel agile Arbeitsmethoden. Auch Intrapreneurship-Programme, in denen sich Interessierte mit ihren Ideen engagieren können, sind ein geeigneter Weg. Wesentliche Erfolgsfaktoren sind dabei eine wertschätzende und transparente Kommunikation.

Nicht zuletzt brauchen Intrapreneure Zeit und Geld. Zum einen kann dies durch ein entsprechendes (eigenes) Budget für den Intrapreneur erfolgen. Zum anderen können entsprechende Unternehmensressourcen zur Verfügung gestellt werden, um Mitarbeitende bei der Umsetzung ihrer Ideen zu unterstützen.


Fazit

Letztlich ist es für Unternehmen immer eine strategische Entscheidung, welche Voraussetzungen für Intrapreneure geschaffen werden sollen.

Unternehmen, die Intrapreneure in ihren Reihen fördern wollen, müssen zunächst Rahmenbedingungen schaffen, unter denen Mitarbeitende mehr als ihre klassischen Aufgaben erledigen können und wollen.

Gelingt das, liegen die Vorteile für beide Seiten auf der Hand:

Unternehmen profieren von Innovationen und Veränderungsprozessen, die gerade heute wichtiger denn je sind.

Gleichzeitig können Intrapreneure ohne eigenes wirtschaftliches Risiko und damit in einem geschützten Rahmen neue Ideen entwickeln oder erforderliche Change Management-Prozesse in Gang bringen und so letztlich die Zukunft des Unternehmens voranbringen.

Wer sich für gute Bespiele für erfolgreiche Intrapreneurship-Umsetzungen interessiert, sollte sich z. B. „DB Intrapreneurs“, „Fraunhofer Venture“ oder „Trumpf Internehmertum“ näher ansehen.

Portrait Prof. Dr. Christian Brunner
Vertr.-Prof. Dr. rer. pol. Christian Boris Brunner
Vertretungsprofessor mit Studiengangsleitung Brand Strategy (in Vorbereitung)
Birgit Schröder, HFH-Studiengangsleitung Management im Gesundheitswesen, lachend vor dem Kanal an der HFH
Prof. Dr. iur. Birgit Schröder
Studiengangsleitung Management im Gesundheitswesen (M.A.)
HFH-Mitarbeiter Thomas Graf im Profil
Thomas Graf
Redakteur