Zu wenig Platz, zu viele Störungen, kaum Abgrenzung zwischen Arbeit und Freizeit
Neben den Belastungen für Beschäftigte mit Betreuungsaufgaben und häufig fehlenden betrieblichen Regelungen verfügen viele Befragte nicht über ausreichend Platz im Homeoffice, können nicht ungestört arbeiten und haben Schwierigkeiten, Arbeit und Freizeit voneinander zu trennen.
Das hat die Online-Umfrage von fast 700 Berufstätigen durch ver.di und die Hamburger Fern-Hochschule im Januar und Februar 2021 ergeben. Auch bei der für die große Mehrheit wichtigen Frage, wie sich Arbeit und Familie vereinbaren lassen, gibt der Projektbericht konkretere Hinweise auf Problemfelder.
Bereits die ersten Studienergebnisse hatten die enorme Bedeutung der Vereinbarkeit von mobilem Arbeiten und Familie für die Befragten deutlich gemacht – insbesondere Frauen betonten das. Die detaillierten Auswertungen zeigen, dass die Abgrenzung besonders dann schwerfällt, wenn Arbeit mit Aufgaben wie gleichzeitiger Kinderbetreuung und Homeschooling zusammenkommt.
Darüber hinaus führen alle Formen von Störungen, Mehrarbeit, Zeitdruck und Stress sowie eine fehlende Abgrenzung zu einer negativen Bewertung des mobilen Arbeitens.
Mehr als 42% aller Befragten gelingt die Trennung von Arbeit und Freizeit nur teilweise oder gar nicht. Hierbei zeigen sich Unterschiede in Abhängigkeit von Bildungsgrad, Betriebsgröße und Alter: Tendenziell schwerer fällt die Trennung Personen mit höheren Bildungsabschlüssen und Beschäftigten in kleineren Betrieben. Personen im Alter zwischen 31 und 40 Jahren haben die größten Schwierigkeiten, Arbeit und Freizeit zu trennen, eher leichter fällt dies älteren Personen ab 61 Jahren.
Berthold Bose, Landesbezirksleiter ver.di HH:
„Wie die Studie auch zeigt, spielen die Faktoren Ausstattung und Kosten im mobilen Arbeiten eine Rolle: Die Ausstattung im eigenen Zuhause sei oft schlechter als im Büro, zudem müssten Kosten für Mobiliar und technisches Equipment teils aus eigenen Mitteln gedeckt werden, so die Befragten. Hier sind die Arbeitgeber in der Pflicht und daran werden wir sie als Gewerkschaft erinnern.“
Mit den Regelungen des Arbeitgebers zum mobilen Arbeiten sind die meisten Befragten zwar insgesamt zufrieden, allerdings geben nur rund 60% an, dass ihnen offizielle Regelungen seitens des Unternehmens bekannt sind.
Kathrin Brüggmann, Kanzlerin der HFH:
„Zur Einschätzung der künftigen Situation befragt, schätzt die Mehrheit der Antwortenden die eigenen Perspektiven als positiv ein und empfindet den eigenen Arbeitsplatz als sicher. Für das Arbeiten der Zukunft geht die Mehrheit davon aus, dass mobiles Arbeiten auch künftig möglich sein wird und befürwortet flexible und bedarfsorientierte Lösungen bei der zeitlichen Organisation der Arbeit."
An der Studie sind HFH-seitig beteiligt:
Prof. Dr. Wolfgang Becker, Prof. Dr. Stefan Dietsche, Dr.in Tilka von Kodolitsch, Prof.in Dr.in Maren Metz, Prof. Dr. Gunnar Siemer, Prof. Dr. Johannes Wolf
Projektbericht Auswirkungen der durch die Pandemie beschleunigten Entwicklung im Bereich der mobilen Arbeit auf die Chancengerechtigkeit von Arbeitnehmer*innen.
Wissenschaftlicher Ansprechpartner
Prof. Dr. Wolfgang Becker
HFH-Fachbereich Gesundheit und Pflege