News · 26.08.2019

Digitale Pflegedokumentation mit Spracherkennung

HFH-Forschungsprojekt Sprint-Doku: schneller dokumentieren, mehr Zeit für die eigentliche Pflegearbeit
Junge Pflegerin lächelt mit Tablet in der Hand Patientin
Schneller dokumentieren dank moderner Technologien

Immer mehr Menschen in Deutschland sind auf Pflege angewiesen. Die Zahl der Menschen, die älter als 67 Jahre sind, stieg bereits zwischen 1990 und 2018 um 54 % von 10,4 Millionen auf 15,9 Millionen. Sie wird bis 2039 um weitere fünf bis sechs Millionen auf mindestens 21 Millionen steigen, vermeldete das Statistische Bundesamt im Juni 2019.

Pflege- und Verwaltungskräfte verbringen einen erheblichen Teil ihrer Arbeitszeit mit der Dokumentation. 
Die HFH  begegnet in dem Forschungsprojekt Sprint-Doku seit November 2018 dieser Herausforderung: Spracherkennung und -steuerung sollen in der Pflegedokumentation zukünftig Abhilfe schaffen und den Pflegenden Zeit ersparen.

„Im Projekt Sprint-Doku wird für die Pflegebereich Neuland betreten. Erstmalig wird für den Bereich der ambulanten und stationären Versorgung von Pflegenden eine digitale Unterstützung in Form von selbstlernender auf neuronalen Netzen aufbauender Spracherkennung in Kombination mit digitalisierter Dokumentation erprobt, um Anteile des nicht-pflegerischen Arbeitsprozesses zu unterstützen.“, stellt Projektleiter Prof. Dr. Wolfgang Becker fest.
 

Zielsetzung des Projektes

Das Forscherteam untersucht verschiedene Fragestellungen, die beispielsweise die Auswirkungen auf Arbeitsprozesse und – qualität, wirtschaftliche Aspekte oder Möglichkeiten der Implementierung in die Praxis thematisieren.  

Ausgangspunkt ist die konkrete Frage der Gestaltung der Dokumentationsarbeit in der Altenpflege für Pflege- und Verwaltungspersonal durch digitale Dokumentation in Verbindung mit adaptiver Spracherkennung und -steuerung. 
Im Mittelpunkt steht die Frage, wie die Dokumentationsarbeit für Pflegekräfte und Verwaltungspersonal durch Spracherfassung partizipativ im Sinne verbesserter Arbeitsbedingungen, Prozessoptimierung und Qualitätssteigerungen gestaltet werden kann.

Erstmalig wird in einem wissenschaftlich begleiteten Projekt für den Bereich der ambulanten und stationären pflegerischen Versorgung eine moderne digitale Unterstützung in Form von selbstlernender auf neuronalen Netzen aufbauender Spracherkennung in Kombination mit digitalisierter Dokumentation in einem Experimentierraum erprobt.
Zur Erfolgsmessung erheben die Forscher die Einstellung und die Nutzungsakzeptanz der Pflegenden gegenüber der neuen Technologie und die Auswirkungen der praktischen Einsatzes dieser beiden Technologien.

 „Zeit ist eine wichtige Ressource in der Altenpflege. Dokumentation verbraucht Zeit, über die Pflegekräfte in ihrem Arbeitsalltag nicht ausreichend verfügen.
Mit dem Projekt ‚Sprint Doku‘ wollen wir den Beschäftigten durch Spracherkennung und -steuerung in der Pflegedokumentation Zeit zurückgeben, die sie für die Interaktion mit den Patientinnen und Patienten bzw. Bewohnerinnen und Bewohnern nutzen können.“, sagt Heinrich Recken, Studienzentrumsleiter der HFH in Essen.


Erwartete Ergebnisse

Das Sprint-Doku-Projekt  zielt auf valide Ergebnisse für die primäre Zielgruppe der Pflege- und Verwaltungskräfte. „Kosten-Nutzen-Analysen werden aufzeigen, in welchem Umfang die digitale Spracherkennung und -steuerung in der Altenpflegedokumentation zielführend ist und wo weitere Potenziale liegen“, sagt Recken.
Die Ergebnisse könnten helfen, die Arbeitsfähigkeit der Beschäftigten im Pflegebereich zu erhalten, ihre Beschäftigungsfähigkeit zu erhöhen und die Innovations- und Wettbewerbsfähigkeit der Pflegewirtschaft zu stärken. Für die betriebliche Ebene entwickelt das Team einen Handlungsleitfaden, Checklisten und ein Transferpaket.


Kooperationen aus Wissenschaft und Praxis 

Die verschiedenen Mitglieder des Konsortiums bringen unterschiedliche Kompetenzen und  Erfahrungen mit ein:

Die Steuerung und Koordinierung des Projektes leistet die Hamburger Fern-Hochschule. Forschungspartner sind neben der HFH die Management for Health-INT und das IMO-Institut zur Modernisierung von Wirtschafts- und Beschäftigungsstrukturen. Als Technikpartner für die Pflegedokumentationssoftware fungiert die Connext Communication. und die Nuance Communications Deutschlandist für die  Spracherkennungssoftware zuständig.

Anwendungspartner ist die Diakonie Ruhr gGmbH. Diese betreibt 46 Einrichtungen und stellt für unterschiedliche Anwendungsszenarien drei sogenannte Experimentierräume (Anwendungsfelder) bereit:

1. Kurzzeitpflege 
2. Ambulante Pflege 
3. Verwaltung 

Sozialpartner des Forschungsprojektes sind die Diakonie und ver.di.
Die IDC - Wilhelm Löhe Hochschule für angewandte  Wissenschaften Fürth übernimmt die externe Evaluation des Sprint-Doku-Projektes.

Gefördert wird das auf drei Jahre angelegte Sprint-Doku-Projekt durch das Bundesministerium für Arbeit und Soziales. Fachliche Unterstützung liefert die Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BauA:).
Das Sprint-Doku-Projekt ist eines von insgesamt 17 Experimentierräumen, die unter dem Dach der Initiative Neue Qualität der Arbeit (INQA) neue Arbeitsmodelle erproben.

„Die Zukunft der Pflege wird nicht am Reißbrett entworfen, sondern in der betrieblichen Praxis verwirklicht. Die praktischen Erfahrungen in den drei Experimentierräumen vor Ort zeigen, was funktioniert und was nicht. Pflegeeinrichtungen, die die Chancen der sich verändernden Arbeitswelt Pfleg 4.0 nutzen wollen, müssen hierfür nicht alles selbst ausprobieren. Sie können von den Erfahrungen im Rahmen des Sprint-Doku-Projektes lernen und deren Ergebnisse für sich nutzen“, so Prof. Dr. Becker.

 
Forschung am Fachbereich Gesundheit und Pflege der HFH  Hamburger Fern-Hochschule


Der HFH-Fachbereich Gesundheit und Pflege tut sich immer wieder mit Forschungsprojekten zum Einsatz innovativer Technologien im Gesundheitswesen hervor. So forschen die Teams um Prof. Dr. Becker und Heinrich Recken beispielsweise zu Pflege 4.0, zu Auswirkungen der Digitalisierung auf Arbeitsprozesse und -qualifikationen in der Versorgung pflegebedürftiger Menschen oder zu Augmented-Reality-Brillen in der Intensivpflege.

Unter dem Dach des Fachbereichs bietet die HFH aktuell die Bachelorstudiengänge Berufspädagogik für Gesundheits- und Sozialberufe, Gesundheits- und Sozialmanagement, Soziale Arbeit, Therapie- und Pflegewissenschaften (dual und für Berufserfahrene), Psychologie, Pflegemanagement sowie Wirtschaftspsychologie an.
Die Masterprogramme Management im Gesundheitswesen und Berufspädagogik (Master) bereiten Studierende gezielt auf Führungsaufgaben in Einrichtungen des Gesundheits- und Bildungswesens vor.


 

 

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